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Makrofotografie mit Vergrößerungs-Objektiven

Eigentlich viel zu schade um sie ungenutzt in der Schublade herum liegen zu lassen. Im Digitalzeitalter gibt es für diese analogen Spezial-Objektive eine neue Verwendungsmöglichkeit. Da sie für kurze Distanzen konstruiert wurden, eignen sie sich auch hervorragend für Makro-Aufnahmen. Durch Zwischenringe oder Balgengerät mit der Digitalkamera verbunden, lassen sich damit Maßstäbe größer als 1:1 realisieren.

Canon EOS M, Rodagon 5.6/80mm Vergrößerungs-Objektiv, Balgengerät. Dieses Objektiv ist für Mittelformat-Negative bis 6 x 6 cm konstruiert, also das klassische Rollfilmformat für Kameras wie Hasselblad, Rolleiflex etc. Es besitzt ein M 39 Gewinde und ich habe es über einen M 39 auf M 42 mm Zwischenring mit meinem Balgengerät verbunden. Die EOS M wurde mit dem Adapter für das Canon EF-Bajonett und einem M 42 Adapter für Canon EF-Mount am Balgengerät befestigt.

Auf den Versteigerungs-Plattformen im Internet, ich will hier keine Werbung machen, aber jeder weiß was gemeint ist, bekommt man sie auch angeboten oder auf Foto-Flohmärkten. Meist sogar für kleines Geld. Jedenfalls für einen Bruchteil dessen was Makro- oder Lupenobjektive kosten. Gut, man braucht dann auch noch was für "Dazwischen", zwischen Kamera und Objektiv nämlich. Gemeint sind Zwischenringe oder ein Balgengerät. Mit dem Balgengerät ist man flexibler, aber Zwischenringe stellen die festere Verbindung dar. Kommt noch der Einstellschlitten dazu. Aber selbst das zusammen kostet gebraucht immer noch einen Brucheil von guten Makroobjektiven oder z.B. dem Canon Lupen-Objektiv.

Zu beachten wäre da dann noch die Qualität der Objektive. Für kleinere Vergrößerungs-Maßstäbe wurden einfachere Drei-Linser angeboten, die sind dann nicht so optimal. Die besseren Konstruktionen waren die Vier- oder fünflinsigen Objektive. Bei Rodenstock waren das die Rodagone, bei Schneider die Componone und bei den Nikkoren kenne ich mich nicht aus. Der Vollständigkeit halber – auch Leica hat hat natürlich hervorragende Linsen gebaut.

Canon EOS M, Rodagon 5.6/80mm Vergrößerungs-Objektiv, Balgengerät. Kein Problem mit der Schärfentiefe bei diesem Motiv!

Für den Abbildungs-Maßstab bei Vergrößerungsobjektiven gilt: je kürzer die Brennweite desto stärker die Vergrößerung. Mit einer Brennweite von 50 mm, die für Kleinbild-Negative gerechnet ist, erreicht man einen größeren Maßstab als mit einer Brennweite von 80 mm, die bei Mittelformat-Negativen Verwendung findet. Die Bildqualität wird noch einmal verbessert, wenn die Objektive in Retrostellung, also umgekehrt montiert werden.

Feder, Canon EOS M, Rodagon 5.6/80 mm Vergrößerungs-Objektiv. Diese Linse hat eine Aussparung am Blendenring. Das ist sehr praktisch am Vergrößerungsgerät weil von oben Licht in dieses Feld fällt und man in der Dunkelkammer damit ganz prima die Blende ablesen kann. Beim Einsatz als Makro-Objektiv verkehrt sich dieser Vorteil aber ins Gegenteil: will man Streulicht bei der Aufnahme vermeiden muss die Aussparung abgeklebt werden.

Canon EOS M, Rodagon 5.6/80mm. Obwohl stark abgeblendet für mehr Tiefenschärfe, wird bei dieser Aufnahme eines Naturschwamms der äußerst geringe Schärfebereich deutlich.

Genau wie bei Makro-Objektiven hat man eine äußerst geringe Schärfentiefe. Ein Einstellschlitten ist also unerlässlich. Will man Schärfe über das ganze Motiv, bedient man sich der „Focus-Stacking“-Technik. Man fertigt viele Aufnahmen an, bei denen die Schärfe-Ebene Stück für Stück verlagert wird, Dieser "Stapel" wird dann in den scharfen Bereichen zusammen überblendet. Zwar beherrschen auch Photoshop oder Affinity Photo dieses Verfahren, aber Spezial-Programme wie Helicon Focus oder Serene Stacker liefern eindeutig die besseren Ergebnisse.

Schneider Componon 2.8/50 mm in Umkehrstellung, also mit der Hinterlinse nach vorne am Balgengerät montiert. Das Moos mit dem Efeu-Samen wird dadurch in drei- bis vierfacher Vergößerung abgebildet. Dafür ist es nötig einen Einstellschlitten der in Milimeterschritten oder feiner eingestellt werden kann, zu benutzen. Für dieses Motiv habe ich ca. 40 Einzelaufnahmen mit Helicon Focus zum fertigen Bild berechnen lassen.

Diese getrocknete Kornblume wurde mit dem Schneider Componon S 5.6/150 mm aufgenommen. Diese Linse wurde für Negative im Format 9 x 12 cm bzw. 4 x 5 inch konstruiert. Damit erreicht man lediglich einen Maßstab im Bereich von zirka 1:1